08.01.2023 –
09:15 Uhr Gottesdienst in Spielberg/GH
10.30 Uhr Gottesdienst in Egenhausen/GH
Pfr.i.R. Friedemann Schwarz
Predigttext: Joh 1, 29 – 34
Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe,
das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Dieser ist’s, von dem ich
gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war
eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit der Israel offenbar werde,
darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und
sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb
auf ihm. Uns ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser,
der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm
bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen
und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.
Liebe Gemeinde,
Es war ein Tag vor diesem Geschehen. Jesus kam an den Jordan zu Johannes
dem Täufer. Wir hörten das in der Schriftlesung. Johannes wehrt sich, Jesus zu
taufen. Aber Jesus sagt zu ihm: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es
uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.
Aber ist das „gerecht“, dass Jesus zur Taufe der Buße sich anstellt? Er, der Reine
und Sündlose, der Buße und Vergebung nicht nötig hat?
Er, der der Buße und Vergebung nicht bedarf, stellt sich in eine Reihe mit
Sündern? – Wir sehen hier schon den Leidensweg Jesu, seinen Opfergang, seine
Stellvertretung für uns. Seine Kreuzigung wird seinen Weg vollenden: Siehe,
das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.
Und dabei ist die Stimme Gottes aus dem Himmel zu hören: Dies ist mein lieber
Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. – Der so für uns eintritt, der die Sünde
der Welt trägt hier im Jordan und dann in seinem Tode am Kreuz, das ist der
Sohn Gottes, an dem der himmlische Vater sein Wohlgefallen hat. Und in ihm
schenkt er uns seine Liebe uns.
Haben wir an Jesus auch Wohlgefallen?
Hat er mit unserem Leben zu tun?
Brauchen wir ihn?
Trägt er auch unsere Sünde, meine Sünde?
Sieh, das ist Gottes Lamm, das d e i n e Sünde trägt!
Was ist eigentlich Sünde?
Man kann es einfach beschreiben. Und wir können es auch leicht verstehen.
Ein Lehrer der Kirche (Paul Althaus) sagte einmal:
„Wir lassen Gott nicht Gott sein, setzen unser Vertrauen nicht allein und
unbedingt auf ihn, nehmen die Welt ernster als Gott, wollen uns sichern ohne
ihn oder gar gegen ihn; wollen selber die Herren unseres Lebens sein, selber
unsere Existenz und Würde schaffen, statt sie wie ein Kind von ihm zu
erwarten“.
Liebe Gemeinde, das ist Sünde; – unsere Sünde!
Wir verleugnen Gott, obwohl wir seine Herrlichkeit in der Schöpfung
wahrnehmen und erkennen. Wir haben Grund ihm zu danken, aber wir
verschließen unser Herz. So schreibt Paulus im Römerbrief. Wir werden schuldig
an unserem Schöpfer. Aber wir reißen uns damit aber vom Lebensstrom ab, und
das bedeutet das Vergehen unseres Lebens, schließlich den Tod. Wir sind dem
Tode ausgeliefert. Es gibt für uns keine Rettung aus diesem Zustand.
Das ist unser Leben und die Wirklichkeit dieser Welt. Wir sind dem Tode
geweiht…
In dieser Lebens- und Todesangst, entringt sich ein Urschrei aus allen
Menschenherzen:
Wenn da jemand wäre, der für uns eintreten könnte…?
Das Volk Israel hatte eine Ahnung von diesem Abgrund der Sünde.
Zu seiner Geschichte gehörte das Erscheinen des lebendigen Gottes, der
mächtig in die Geschichte eingegriffen hat. Seither wusste Israel: Nur ein
Unschuldiger kann in den Riss treten und Mittler zu Gott werden.
In der Vorahnung der kommenden Erlösung wurden unschuldige Lämmer
getötet, die stellvertretend sterben mussten, um den Abgrund der Schuld zu
überwinden.
Aber dann kam Weihnachten: Nun kam Gott selbst in seinem Sohn zu uns. Er ist
das unschuldige Lamm, das nun sterben muss für unsere Sünden: Siehe, das ist
Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Das namenlose Sterben der Lämmer
ist zu Ende. (Hebr.9,28) So ist auch Christus einmal geopfert worden, die
Sünden vieler wegzunehmen. –
„Welt ging verloren, Christ ist geboren“. Aber nur eine kleine Schar nahm
dieses Kind auf, hörte seine Stimme und folgte ihm, glaubte seinen Kreuzestod
und erfuhr die Kraft seiner Auferstehung. Bald wurde diese kleine Schar
verfolgt, mit dem Tode bedroht und in dieser Welt geächtet. Aber der
auferstandene Herr sammelte seine Gemeinde durch die Jahrhunderte und ruft
bis zur Stunde. Hast auch Du seinen Ruf gehört. Wartest auch Du auf eine
herrliche Zukunft, auf den kommenden König aller Könige?
Die ganze gottfeindliche Welt steht aber unter dem Fluch der Sünde und damit
unter dem Zorn Gottes.
Es sei denn, sie kapituliert vor Jesus und lernt im Glauben sprechen: Siehe, das
ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt…
Viele wünschten uns einen „guten Rutsch in Neue Jahr“. Vielleicht kam es auch
über unsere Lippen. – Wohin rutschen wir denn? Täuschen wir uns nicht: Es ist
nur ein neues Jahr in dieser Welt, über dem der Zorn Gotte steht.
Es müsste ein Ruck durch unsere Welt gehen. Durch unsere Medien, durch
unsere politischen Parteien, durch unsere Regierung. Ein Ruck, dass wir
aufwachen, dass wir dem lebendigen Herrn begegnen, dass wir die Augen
aufreißen und sehen wie einst Johannes: Siehe, das ist Gottes Lamm.
- Er ist der Einzige auf den es ankommt.
- Der Einzige, der uns die Schuld und die tiefe Lebensangst nehmen kann.
- Der Einzige, der uns hoffnungsvoll in die Zukunft gehen lassen kann.
- Der Einzige, der die Welt in Händen hat.
- Der Einzige, der den Kriegen steuern kann.
- Der Einzige, der Frieden schaffen kann.
- Der Einzige, der eine neue, wunderbare Welt schaffen kann.
Unsere Welt folgt in diesen Tagen einem anderen Weg. Gottesfinsternis
herrscht im Land. Gottes Gebote haben wir als „Abfall der Geschichte“
weggeräumt. Der Geist unserer Zeit lebt mit der Lüge, dass Gott nicht sei; –
wider besseres Wissen. Denn im Römerbrief Kp 1,19 bezeugt der Apostel
Paulus: Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar,
denn Gott hat es ihnen ja offenbart (…an den Schöpfungswerken). Deshalb
steht Gottes Zorn über unserer Welt (Römerbrief Kp 1,18).
In den kommenden Katastrophen redet deshalb Gott in seinem Zorn.
Noch ruft Gott zu Jesus. Noch hören wir die Frohe Botschaft Gottes. Noch wird
uns Jesus vor Augen gemalt in seinem Wort und im Hören der Verkündigung.
Noch ist Zeit der Gnade. Aber: „Bedenke dein seliges Heut, die Gnade hat
Stunden und Zeit“.
Als Gemeinde Gottes dürfen wir vor den Thron Gottes treten im Namen Jesu,
er möchte in dieser sterbenden Welt Erweckung schenken, einen erneuten
Frühling seines Geistes. In Gottes Macht steht es. Er kann „aus Steinen Kinder
erwecken“.
Wir haben von der „Sünde“ gesprochen, und ich glaube wir wissen, was
„Sünde“ ist. Wir brauchen Jesus.
„In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem
Himmel den Menschen gegeben, durch den wir selig werden“ (Apg. 4,12)
Verstehen wir, dass wir Jesus brauchen – „das Lamm, das der Welt Sünde
trägt“?
Jesus steht vor unserer Tür und klopft an!! Auch heute, auch heute Morgen, im
neuen Jahr!!
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört
und die Tür auftut, werde ich zu ihm hineingehen…“ – so hören wir im letzten
Buch der Bibel (Offenbarung Kp 3, 20).
Werden wir die Tür öffnen?
Ich klopfe an, jetzt bin ich noch dein Gast
Und steh vor deiner Tür.
Einst Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast
Dann klopfest du bei mir.
Wer hier getan nach meinem Worte
Dem öffn‘ ich dort die Friedenspforte
Wer mich verstieß, dem wird nicht aufgetan
Ich klopfe an.
Karl Gerok
Hören wir folgende Geschichte:
Ein Kunstmaler hat ein Bild vollendet. Es stellt eine Szene aus der Offenbarung
des Johannes dar, in der Jesus Christus seiner Gemeinde sagt: „Siehe, ich stehe
vor der Tür und klopfe an“ (Offb.3,20). Der keine Sohn des Malers betrachtet
kritisch das Werk des Vaters. Dabei lässt er sich von seinem Vater die
Zusammensetzung der Farben, die Wirkung von Licht und Schatten erklären.
Schließlich meint er: „Aber eins hast du falsch gemacht, Vater“. Der Maler ist
erstaunt: „Was denn, fehlt etwas?“ „Ja, Vater“, antwortete der Junge, „draußen
an der Tür fehlt die Klinke. So kann der Herr Jesus gar nicht hereinkommen.“
„Er kann es nur“, erklärt der Vater, „wenn man dem Herrn Jesus die Tür von
innen aufmacht, wenn man ihn überhaupt haben will. Darum habe ich die
Außenklinke weggelassen, mein Junge.“
Noch eine kleine Geschichte von Pastor Friedrich von Bodelschwingh.
Als sein Lebensmotto hatte er gewählt: „Nachdem uns Barmherzigkeit
widerfahren ist, werden wir nicht müde…“ Er war überwältigt von der Liebe
Gottes, und hat dann in Bethel bei Bielefeld, eine ganze Stadt der
Barmherzigkeit aufgebaut. Hier wurde liebevoll im Geist des Evangeliums für
die Ärmsten gesorgt, für geistig Behinderte, Epileptiker, vielerlei Kranke, und
Obdachlose.
Bei einem Weihnachtsfest in Bethel sagte ein sechsjähriger Junge einen
Bibelspruch: „Das ist gewisslich wahr, dass Jesus Christus in die Welt gekommen
ist, die Sünder selig zu machen“. – Weiter hat er das Bibelwort nicht auswendig
gelernt. Dann stand Vater Bodelschwingh auf und ergänzte: „Unter welchen ich
der vornehmste bin.“ Die Kindertante war erschrocken. Mit Absicht hatte sie
diese Worte nicht lernen lassen. Aber Vater Bodelschwingh sagte noch einmal
mit starker Betonung: „Unter welchen ich der vornehmste bin.“
Bodelschwingh konnte sagen: Siehe, das ist Gottes Lamm, das meine Sünde
trägt!
Kannst Du das auch sagen?
Amen